1973 kehrt die Journalistin Zarah Wolf (Claudia Eisinger) nach einiger Zeit in London zurück nach Hamburg um dort bei der Zeitschrift „Relevant“ als stellvertretende Chefredakteurin anzufangen. Da Zarah sich für die Emanzipation der Frau einsetzt und auch in ihrer Freizeit zusammen mit einigen Gleichgesinnten in Feminismus-Gruppen arbeitet, möchte sie die Zeitung auch für die Belange der Frauen erweitern. Dies ist aber nicht ganz so einfach, da auch „Relevant“ von Männern und ihren patriarchalen Strukturen geleitet wird und diese Herren sich von einer Frau nicht vorschreiben lassen wollen, wie Presse gemacht wird.
Schon zu Beginn ihrer neuen Funktion spürt Zarah deutliche Gegenströme. Ihre Einwände, dass nicht nur nackte Frauenbrüste auf dem Cover zu sehen sein sollten, werden schnell beiseitegeschoben, da dies ja schließlich die Auflage der Zeitung vergrößert und für Verkaufszahlen sorgt. Also besorgt sich Zarah kurzerhand einen Termin bei dem Rockstar, der das Cover zieren soll, und bittet ihn darum, auch nackt zu posieren – schließlich soll er ja die Hauptfigur sein und nicht die Frauen um ihn herum. Dieser nackte Männerhintern sorgt in der Redaktion für mehr Empörung als alles andere jemals zuvor, so dass Zarah kurzerhand gekündigt wird.
Da die Verkaufszahlen aber durch diese wagemutige Aktion rekordartig in die Höhe gestiegen sind, wird Zarah ebenso kurzerhand wieder eingestellt. Doch die erwartete Entscheidungsgewalt über Inhalte der Zeitschrift erlangt Zarah noch immer nicht. Frederik Olsen (Uwe Preuss) der Eigentümer der Zeitschrift verspricht sich mehr Auflage mit Zarahs Namen, will aber deren provokante Themenvorschläge nicht in Betracht ziehen. Ihr Chefredakteur Torben Liebrecht (Hans-Peter Kerckow) hat selbst gerade privat einiges zu verkraften, und möchte sich nicht ständig mit Zarah herumstreiten. Er versucht, ihre Eskapaden klein zu halten, doch Zarah provoziert, wo sie kann. Dies zeigt sich nicht nur in ihren gewagten Outfits, auch zielt sie oftmals mit ihren Hasstiraden über Männer und das allgegenwärtige Patriarchat auch über das Ziel hinaus.
Für ihren nächsten Artikel begleitet sie einen Bus, der Frauen zur Abtreibung nach Holland fahren soll. Der Paragraph 218 und die Rechte der Frauen sind zu dieser Zeit in aller Munde. Leider entstehen Fotos, die Zarah eine führende Rolle in der Organisation der Busfahrt bescheinigen, und die eine konkurrierende Zeitung direkt für die eigene Auflage und zur weiteren Demontage der Figur Zarah Wolf benützt. Dies macht natürlich Zarahs Stellung in der Redaktion weiter schwieriger, und auch der geplante Artikel über Frauen, die keinen anderen Ausweg sehen als die Abtreibung in Holland kann so nicht erscheinen.
Neben den beruflichen Problemen, die Zarah nach ihrer freien Zeit in London als dort erfolgreiche Schriftstellerin so nicht erwartet hat, erfährt sie auch erst sehr spät, dass ihr Mutter schwerst und unheilbar erkrankt ist. Trost findet sie in der aufkeimenden Freundschaft und später auch beginnenden Verliebtheit zur Praktikantin Jenny Olsen (Svenja Jung).
Insgesamt macht sich Zarah in ihrem ganzen Leben und vor allem in ihrer Redaktion nicht viele Freunde, manche suchen sogar danach, ihr weiter Steine in den Weg zu legen.
Die Serie „Zarah“ ist angekündigt worden als Dramedy, die Comedy-Elemente sind allerdings schwer zu finden. Es wird ein sehr genauer Einblick in das Hamburg der 70er Jahre gegeben. Hier stimmen die Kostüme, die Kulissen und jedes männliche Machtgetue. Sehr gelungen sind die echten Einspieler von Fernsehausschnitten und Fotos der Zeit. Dies lässt die Zeit tatsächlich original aufleben, und lässt einen bei manchen Dingen schon fassungslos zurück, was alles als normal galt. Natürlich geht es vor allem um die Frauen, die zunehmend ihre Rechte einfordern und wegwollen vom Zwang zu Heim und Herd, bzw. der Reduzierung als einziges Objekt. Manche Errungenschaften, die so hart erkämpft werden mussten, sind heute gar nicht mehr wegzudenken. Natürlich hat man nicht nur Sympathien für die „Kämpferinnen“, da sie in vielen Fällen sehr vehement und rücksichtslos für ihre Überzeugungen eintreten. Daneben sieht man aber auch alle beispielsweise ganz selbstverständlich in der Kantine rauchen und Alkohol trinken.
Zarah als Figur ging mir persönlich auch teilweise auf die Nerven, die Serie an sich lohnt sich aber anzuschauen. Jede Folge beinhaltet grob gesagt ein Thema, das auch vor der Baader-Meinhoff- Gruppe nicht Halt macht. Langsam erarbeitet sich Zarah ihre Position in der Redaktion, da geschehen erneut Dinge, die alles durcheinander wirbeln, das Ende bleibt offen, hoffentlich für die zweite Staffel. Ein gelungenes Stück Zeitgeschichte mit kleinen Schwächen.