Fünf lange Jahre mussten Fans der eisernen Jungfrauen auf ein neues Album ihrer Lieblinge warten. Eigentlich für Februar dieses Jahres geplant, verschob sich der Release aufgrund einer Krebserkrankung von Sänger Bruce Dickinson dann auf den 04. September. Doch das Warten hat sich mehr als gelohnt.
“Wir haben versucht uns musikalisch weiterzuentwickeln aber trotzdem unsere Trademarks zu bewahren.” Diesen Satz hat man schon von vielen Bands gehört, viele sind dabei gescheitert. Iron Maiden gelingt dies auf ihrem inzwischen 16. Album mit Leichtigkeit. “The Book of Souls” ist in vielerlei Hinsicht ein klassisches Maiden Album, erweitert den Sound der Band aber auch um einige neue Facetten. Erstmals in ihrer Geschichte veröffentlicht das Sextett um Bandleader Steve Harris ein Doppelalbum und schickt den Hörer auf eine 92-minütige!!! Achterbahnfahrt der Gefühle.
Bereits der Opener “If eternity should fail” stellt den Hörer vor eine echte Herausforderung. Der erste “Dickinson-only”-Track besticht durch ausgefeilte und progressive Strukturen und stimmt den Hörer schon mal gut auf das Kommende ein. Die letzten beiden Maiden Alben “A Matter of Life and Death” und “The final Frontier” litten meiner Meinung nach an zu vielen überlangen Songs und zu vertrackten Melodien, die sich nur schwer im Kopf festsetzten und so den typischen Ohrwurmcharakter früherer Veröffentlichungen vermissen ließen. Auf “The Book of Souls” ist dies vollkommen anders. Hier wechseln sich epische und progressive Nummer mit echten Nackenbrechern ab. Das vorab als Single veröffentlichte “Speed of Light” ist daher ebenso als hervorragender Banger zu bezeichnen wie der Opener der zweiten CD “Death or Glory”. Bei den ruhigeren Nummern sticht für mich vor allem “The Man of Sorrows” hervor, dass mit seiner tollen Melodie in der Strophe sofort seinen Weg ins Gedächtnis des Hörers findet und dort noch lange Zeit hängen bleibt. Ebenfalls ist hier noch ganz besonders das dem Schauspieler Robin Williams gewidmete “Tears of a Clown”, dass mit seiner schweren Melancholie hervorragend ausdrückt, wie sich der begnadete Schauspieler und Komödiant in den letzten Stunden seines Lebens gefühlt haben muss.
Doch das alles ist nichts im Vergleich zu den letzten 18 Minuten des Albums. Mit dem letzten allein von Bruce Dickinson geschriebenen Song “Empire of the Clouds” hat der wohl beste Metal Sänger aller Zeiten sein absolutes Meisterwerk abgeliefert. Als ruhige Pianoballade (am Piano selbst, Meister Dickinson) beginnend, wird der Song in der Mitte zu einer großartigen Bombastnummer begleitet von Orchester um am Ende wieder in Pianoklängen zu enden. Während des gesamten Songs, zeigt Mr. Dickinson dass er auch mit 57 Jahren noch in der Lage ist Töne zu treffen, von denen viele seiner Kollegen nicht einmal wissen dass sie existieren. Absolutes Gänsehautfeeling garantiert.
Was ist also das Fazit zum neuen Output der sechs Briten? Zusammengefasst haben Maiden hier wohl ihren besten Longplayer seit “Brave New World” veröffentlicht. Typisch Maiden, aber durch viele neue Elemente wie Piano, Orchester und teils dominante akustische Gitarren erweitert ist “The Book of Souls” ein Paradebeispiel des perfekten Heavy Metals. Auch in gesetztem Alter haben Iron Maiden immer noch den Drive, das Gespür und deutlich hörbaren Spaß an harter Musik die man immer wieder mit klassischen Elementen auflockert. Wer auch nur in irgendeiner Art und Weise auf harte Musik steht kommt an diesem Album nicht vorbei.