Mit „Chartwell Manor“ gibt es von Glenn Head einen autobiografischen Comic. Erschienen ist das Werk schon im Oktober 2021 und besitzt 248 Seiten. Empfohlenes Lesealter ist ab 16 Jahren. Kurz vorweg: Meines Erachtens hätte dieser Band auch die ein oder andere Triggerwarnung gebrauchen können. Es ist ein schwieriges Thema und eines mit gravierendem Triggerpotential. Da das ein oder andere Wort aus dem Comic entnommen wird beziehungsweise ich schildere, worum es hier in diesem Band geht: Seht dies als Triggerwarnung meinerseits an. Es geht schließlich um Missbrauch auf vielen Ebenen. Aber nun weiter im Text.

Als Jugendlicher besuchte Glen die Privatschule Chartwell Manor. Der Schulleiter herrscht dort mit eiserner Hand und missbraucht die Schüler. Die Opfer werden von den Erinnerung ihr Leben lang geplagt. Das zeigt sich auch in dem Graphic Novel. Arbeitslos, vor sich hin dümpeln, Alkohol, Drogen, Sex(sucht), das Gefühl eines „verkorksten Lebens“ und so weiter wird Glen unter anderem plagen. Die Wahrheit kommt im Laufe der Jahre ans Licht und er beschäftigt sich zwangsweise mit seiner Vergangenheit erneut.
„Chartwell Manor“ ist schon harter Tobak, da Glen sowieso einen „weirden“ Zeichenstil besitzt und auch „komisches Zeug“ zeichnet, fließt das hier und da ein. Mal mehr, mal weniger deutlich. Glenn Head beschönigt hier nichts. Er zeigt selten explizite Inhalte, aber die ziemlich deutlichen Andeutungen machen klar, die Hand des Schulleiters berührt das männliche Genital des Schülers. Und viel deutlicher ist: Er kann mit seinen Eltern zu Lebzeiten nie darüber sprechen, das Unaussprechliche aussprechen. Es bleibt ihnen gegenüber bei Andeutungen, die sie irgendwie verstehen und doch wieder nicht. Oder: Aktiv nicht verstehen wollen. Mutmaßungen respektiv Interpretation meinerseits.
Als Leser sieht man selten positives und wenn, dann nicht für lange. Beziehungen, die in die Brüche gehen. Sowohl intime als auch familiäre, freundschaftliche et cetera. Die Bildsprache schockiert nahezu über die gesamte Länge. Es wird sehr deutlich, dass nahezu alles Tun von Glen mit diesen Ereignissen in Chartwell Manor zusammenhängen. Das Wiedersehen mit Mitschülern ist auch recht übel und brisant, macht deutlich, wie sehr andere darunter zu leiden und wie der ein oder andere aus diesen Zeiten heute immer noch wenige Kontakte hat und möglicherweise deswegen den Geschehnissen in dem Internat etwas Positives abgewinnen können und wollen.
Ein ungeheures Thema, gut umgesetzt sowohl in Text als auch in Bild und es macht mehr als nur betroffen, traurig. Es piesackt, schockiert und sorgt für Reibungsfläche in größeren Ausmaß.