Timur Vermes, der Autor der uns die Bücher „Er ist wieder da“, „Die Reichen und die Satten“ und “Der Comicverführer” gegeben hat, holt jetzt mit “Briefe von morgen, die wir gern gestern schon gelesen hätten” zu einer weiteren amüsanten Gesellschaftskritik aus. Diese ist nicht nur amüsant, sondern auch deutlich verstörend. In kurzen Briefen, Anleitungen, Gesprächsnotizen, oder Werbeanzeigen springt der Autor in eine gar nicht weit entfernte mögliche Zukunft und zeigt uns den Schrecken, der möglicherweise auf uns dort warten könnte.

Seine Themenauswahl ist dabei aber vielfältig und beschränkt sich nicht nur auf die Politik. Diese ist natürlich eines der Hauptthemen, da man in vielen der „Kurzgeschichten“ genau darauf Bezug nimmt – ganz so wie im realen Leben halt auch.
So gibt es einen Beschwerdebrief an die Politik, dass man beim dritten Hochwasser die staatlichen Unterstützungen gestrichen hat, oder auch eine Rede vor dem Bundestag, in der sich die Süßwarenindustrie über die gestiegenen Kosten von Plastik beschwert.
Doch auch der erschreckende Wechsel des politischen Regimes wird von Wermes gezeigt. Dabei geht er vor allem auf die nun abgeschafften Freiheiten für die Bürger ein, die man vorher aber selbst immer ausgenutzt hat. So ist die Meinungs- und Versammlungsfreiheit in dieser Dystopie erneut in Gefahr und wird durch den Einsatz von Spitzeln nicht nur bedroht, sondern unterwandert.
Neben der Politik hat Wermes aber auch einen Blick auf die immer schneller voranschreitende Digitalisierung unserer Welt und auch den damit verbundenen Gefahren. So kann es sein, dass ein KI-Abbild eines bekannten früheren Fernsehmoderators die Lobrede auf eine ehemalige Influencerin hält, die sich durch geschickte Marketingstrategien in unser aller Leben eingeschlichen hat und damit dann – ohne weiteres Können – sogar in das Amt einer Bundesministerin aufgestiegen ist.
Ich könnte noch viele Beispiele aus dem Buch geben, würde dann aber viel zu viel vorwegnehmen und verraten. Für mich persönlich war das Buch wirklich erschreckend zu lesen und ich musste es immer wieder weglegen und über das gerade gelesen nachdenken. Wermes zeigt uns eine düstere Vision der Zukunft, auch wenn dies an manchen Stellen ironisch, oder bissig klingt, sind wir auf dem besten Weg dorthin.
Wenn wir unsere Einstellung und unser Leben nicht grundsätzlich ändern, dann wird die im Moment noch überspitzt dargestellte Zukunftsvision von Timur Vermes eher schneller als später zu unserer Realität. Die Warnung zu Beginn des Buches ist nicht zu verachten, denn der Schrecken, der hinter dieser Dystopie steckt, welche diese Briefe ja im Moment zum Glück noch sind, könnte nicht schlimmer sein.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten