Von den toten Hosen aus Düsseldorf kam kürzlich „Alles aus Liebe: 40 Jahre Die Toten Hosen“ und ich habe kurz vor Beginn des Schreibens an dieser Review die PDFs im Ordner entdeckt. Darunter auch ein rührendes, ehrliches Vorwort von Frontmann Campino. Auch wenn ich mit ihm nicht einer Meinung bin, was den Wehrdienst angeht (das muss jede:r selbst wissen), habe ich auch Menschen verloren, die mir am Herzen liegen. Auf die ein oder andere Art. Von „lebenslang geliehenen CDs“, gebrochener Worte und/oder Herzen über viele Zwischenstationen bis hin zum Ableben. Ich kann daher ein winziges Stück nachvollziehen wovon Campino hier schreibt, glaube ich, bilde ich mir ein. Bei den Ärzten war ich schon auf einem Konzert (Reunion-Tour, in Unna), bei den Hosen noch nie. Dafür etliche aus meinem Freundeskreis. Mir war und ist deren (angebliche) Feindschaft immer schon egal gewesen. Oder auch, dass ich auch etwas aus anderen Musik ziehen kann und nicht immer nur Punkrock hören muss.
Das Ganze ist als Vierfach-Vinyl-LP-Box, Doppel-CD/DL/Stream am 27. Mai 2022 bei JKP / Warner erschienen. Die Band ist mir natürlich bekannt. Denn Opelgang wurde mir zu Beginn meiner „Karriere“ auf der „weiterführenden Schule“ vor dem Musikunterricht vorgespielt. Ebenso übrigens „Gottes Tod“ von Das Ich. Aber das ist ein anderes Genre und Stoff für eine andere Rezension.
Die Info schreibt: „Neben den wichtigsten Nummern aus vier Jahrzehnten Bandgeschichte haben es sich Andi, Breiti, Campino, Kuddel und Vom nicht nehmen lassen, zusammen mit ihrem langjährige Produzenten Vincent Sorg auch sieben brandneue Stücke aufzunehmen. Darüber hinaus wurden mehrere bereits veröffentlichte Klassiker neu eingespielt und weitere mit einem Remix soundmäßig auf Stand gebracht.“
Außerdem: Die Toten Hosen: „Ehrensache, dass wir zu unserem runden Geburtstag und zu den dazu angesetzten Konzertterminen, auf die wir uns ganz besonders freuen, den Menschen neue Musik mitgeben wollten. Und wo wir schon einmal im Studio waren, haben wir uns den Luxus gegönnt, ein paar Nummern zu überarbeiten, die uns aus den unterschiedlichsten Gründen am Herzen liegen. In erster Linie als Geschenk an uns, aber wir freuen uns natürlich auch, wenn es anderen Spaß macht“.
Es ist natürlich sehr subjektiv, was für Stücke „wichtig“ sind. Wenn die Hosen sagen, es ist in erster Linie ein Geschenk von der Band an sich selbst. Dann wurde die Auswahl so richtig getroffen. Aus Sicht der Band. Für mich sind sehr viele neue Stücke hier enthalten, die ich so gar nicht richtig kenne. Prima hätte ich „Willis weiße Weihnacht“ gefunden. Aber auch hier: subjektive Wahl meinerseits. Aus ganz persönlichen Gründen und weil das Stück mich stellenweise immer noch zerreißt. Und ich hoffe, ich kann mit meinen Büchern auch irgendwie irgendwo irgendetwas bewegen. Zumindest bei mir. Gibt es aber auch überall sonst. Aber nun weiter im Text.
Die Mischung ist trotzdem oder gerade deshalb gelungen. Immerhin finden über 40 Stücke hier Platz. Teilweise neu aufgenommen, einen neuen Mix verpasst bekommen, so gelassen, wie im Ursprung oder im Falle von sieben Tracks: einfach komplett neue Songs. Ich bin schon gespannt auf die nächste richtige Platte von den Toten Hosen. Die Werkschau namens „Alles aus Liebe: 40 Jahre Die Toten Hosen“ ist auf alle Fälle gelungen und macht nicht nur Hosen-Fans Spaß.