Interview – Das nachfolgende Interview mit Unheilig stammt aus dem Jahr 2010 und wurde damals an anderer Stelle veröffentlicht und stand somit seitdem nicht mehr online. Eigentlich schade. Deswegen gibt es das Interview mit Unheilig zum Album “Puppenspieler” jetzt hier wieder zu lesen. Sicherlich nicht nur für Unheilig-Fans etwas Schönes.
1. Hallo und vielen Dank für das Interview. Ich freue mich, dass das geklappt hat. Wie geht es dir momentan und was machst du gerade? Wie bist du in das neue Jahr gerutscht?
Ich bin sehr gut in das neue Jahr gerutscht und mir geht es sehr gut.Ich habe Silvester im Kreis meiner Familie gefeiert, so wie jedes Jahr.
Gerade solche Momente genieße ich sehr, wenn mal wieder alle zusammen sind.
Im Augenblick arbeiten wir gerade wieder an neuen Songs für die kommende EP und ich bereite mich auf die kommende Puppenspieler-Tour vor.
2. Wie sind die Reaktionen zum Album “Puppenspiel” bisher? Vielleicht kannst du unseren noch etwas zum aktuellen Album erzählen. Was hat es mit dem Konzept auf sich? Was beschäftigt dich, damit solche Texte zustande kommen?
Die Reaktionen sind unglaublich positiv und darüber haben wir uns alle sehr gefreut.
Man kann immer viel planen und hoffen aber wenn das Album dann veröffentlicht wird, ist es immer etwas Besonderes.
Wenn dann die Reaktionen so positiv sind, fällt mir schon ein Stein vom Herzen.
Die grundsätzliche Idee zu Puppenspiel trage ich schon ziemlich lange in mir.
Die Gegebenheiten des Lebens mit dem Bezug des Theaters oder jeglicher anderen Darstellungsform der Bühne zusammenzubringen, reizte mich schon seit einigen Jahren.
Allerdings, empfand ich immer wieder, dass die Zeit dafür noch nicht reif war und widmete mich daher immer wieder anderen Themen, wie sie sich auf den Vorgängeralben befinden.
Unheiliglieder sind in ihrem Kern alle auf eine gewisse Weise autobiographisch. Sie orientieren sich immer an etwas, was mich berührt, was ich erlebt oder gesehen habe.
Puppenspiel ist im Grunde eine neue Darstellungsweise all dieser Begebenheiten im Rahmen des Vorhangs und der Bühne.
Ich denke, das letztendliche Bild zu Puppenspiel nahm mit den eigenen Erfahrungen und Erlebnissen gerade im Live-Bereich immer mehr Form an, was dann dazu führte, dass sich Puppenspiel immer mehr in meinem Kopf manifestierte.
Ich erkannte, das sich zwischen dem realem Leben und dem Leben auf der Bühne, die Grenzen immer mehr auflösten und mir zeigten, das die einzelnen Geschichten der Unheiligsongs und der Bühne miteinander verschmolzen.
Die Bühne ist durch die letzten Jahre ein fester Teil im meinem Lebens geworden. Dort habe ich mit die schönsten Erlebnisse und dort kann ich die einzelnen Lieder für die Fans präsentieren.
Im Grunde, ist sie durch die Musik eine unverzichtbare Ausdrucksform für mich geworden, wo all die einzelnen Geschichten der Unheiliglieder gelebt und erzählt werden.
Der Grundgedanke „ Die Welt ist eine Bühne“ entstand und somit war die Basis zu Puppenspiel für mich gelegt.
3. Wie lange hast du an diesem Album gearbeitet und was unterscheidet es deiner Meinung nach zu den vorangegangenen Arbeiten von dir?
Ich begann Anfang 2007 die Songs zu schreiben, bis Mitte 2007
Im Bereich der Musikalität wusste ich, dass vieles zu den Vorgängeralben noch konkreter machbar sein würde. Besserer Sound, neue Rhythmen, härtere Gitarren, effizientere elektronische Sounds, ausdrucksstärker Gesang noch klarere Texte etc.
Ich entschied mich dazu, die Livemusiker mit in die Ausarbeitung und Produktion von Puppenspiel einzubeziehen. Im Bereich Gitarre, hat es somit eine Weiterentwicklung gegeben, da Licky als purer Gitarrist die Gitarrenriffs umgesetzt hat.
Ich wusste, dass mein Livekeyboarder Henning Verlage in den letzten Jahren, was die Produktion angeht, ziemlich viel mit den verschiedensten Künstlern zusammengearbeitet hat, wie z.B. Rammstein, Xandria, Down Below, Rosenstolz, Wolfsheim etc.
Gerade was neue Sounds, musikalische Ausarbeitung und Produktion usw. betrifft, ist dadurch Puppenspiel so ausgereift, wie kein Unheiligalbum zuvor.
4. Welchen Bezug hast du selbst zum Albumtitel und deinen Texten?
Jede Thematik die mich beschäftigt und sich in meinem Kopf befand, konnte ich durch den Oberbegriff Puppenspiel verwenden. Themen wie Liebe, Hass, Diktatur, Angst, Leben, Hoffnung, Abschied etc. sind mit Puppenspiel grenzenlos in Einklang zu bringen.
Das Puppenspiel ist eine Ausdrucksform, welche die Menschen schon seit Jahrhunderten begleitet und durch die sie ihr eigenes Leben vor Augen haben. Im Grunde eine Art Spiegel des Lebens, in dem sie sich in den verschiedensten Situationen selber sehen können oder sich gar wieder erkennen.
Die Rollenverteilung, wer die Puppe ist oder wer von etwas geführt wird, ist somit nicht festgelegt und ermöglichte mir, in den Songs in jegliche Erzählungsform die das Leben beinhaltet zu wechseln.
Jeder Mensch wird durch etwas geleitet oder geführt ähnlich wie eine Puppe. Das kann ein Ereignis, ein anderer Mensch, ein Schicksal oder eine Religion sein, an der man sich orientiert, ähnlich wie die Hand, die das Kreutz und Garn eine Puppe führt.
Der Zuhörer hat so die Möglichkeit sich in allen Songs von Puppenspiel wiederzufinden und sie auf sein Leben zu beziehen.
Da Puppenspiel im Grunde autobiographisch zu sehen ist, war mir von Beginn an klar, dass ich bestimmte Ereignisse meines Lebens, die mich in der Vergangenheit geführt haben und auch in Zukunft weiter leiten werden, klar ausdrücken möchte.
Was leitet mich, was hat mich in meiner persönlichen Vergangenheit beeinflusst und was wird es in Zukunft tun.
All dass, findet sich in den Liedern zu Puppenspiel wieder und somit beinhalten die einzelnen Songs mehr von mir persönlich als alle Alben zuvor.
5. Da das nicht dein erstes Album ist: Hast du Angst das sich dort mal eine gewisse Routine wiederfindet, die den Charme nehmen würde?
Ich mache Musik aus meinem Innersten. All die Gedanken und Emotionen, die im Grunde einfach in mir drin sind, kann ich damit rauslassen.
Eine Routine schleicht sich da nicht ein, da ich schon Aufhören müsste zu fühlen und zu denken.
Ebenso ist mein Anspruch immer noch mit jedem Album wieder eine Steigerung zu erzielen zum Vorgängeralbum.
Das war immer so und wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Daher habe ich da keine Angst vor.
6. Dein neuestes Werk wird auch in den USA erscheinen. Welche Plattenfirma habt ihr dort und was erwartest / erhoffst du dir? Wie kam es zu dieser Entscheidung und der Zusammenarbeit?
Nilajah Records heisst unsere Plattenfirma in den USA. Es hat lange gedauert einen Partner dort zu finden und ich bin sehr glücklich darüber, dass diese Palttenfirma nun letztendlich unser Partner geworden ist.
Bei mir stehen immer die Menschem im Vordergund. Da muss die Chemie einfach untereinander stimmen.
Das ist hier der Fall und darüber bin ich sehr glücklich.
Ich hoffe einfach, dass es auch in den USA mit der Zeit immer mehr Fans geben wird, wie es in Deutschlad der Fall ist.
In meinen Augen hat Musik keine Grenzen. Egal, in welcher Sprache Musik gemacht wird.
Sie muss den Weg zum Herzen des Zuhörers finden und ihn bewegen und hat für mich nichts mit Sprache zu tun.
7. Du bist für deine Publikumsnähe bekannt. Was können deine Fans bei der kommenden Puppenspiel-Tour erwarten? Gibt es ein Bühnenkonzept, neue Elemente?
Bei der Puppenspieler-Tour 2008 wird es definitiv bestimmte Elemente geben, die neu sind als bei allen bisherigen Unheiligshows.
Bei mir steht bei allem immer das Publikum im Vordergrund und ich halte nichts von Feuer, Pyro oder ähnlichem. Damit baut man in meinen Augen nur eine Distanz zum Publikum auf.
Wir werden bei der Tour von Lichtshow, Sound und Bühnendarstellung alles selber mitbringen und von Ort zu Ort transportieren, sodass die Fans bei jedem Konzert eine besonders hohe Qualität in allen Bereichen haben und somit eine außergewöhnliche Show bekommen.
Ebenso werde ich dem Publikum auch während der Show so nahe wie noch nie sein.
Mehr möchte ich noch nicht verraten, lasst euch einfach überraschen
8. Wie können sich die Fans deine Arbeit im Studio vorstellen? Was ist dir lieber Studio, Club oder Festival?
Wenn ich an so einem Album arbeite, gerade was das Songschreiben angeht, lebe ich im Grunde schon wie ein Einsiedler.
Ich gehe mit den Gedanken zu den Liedern morgens ins Studio und spät in der Nacht damit schlafen.
Ich brauche das aber auch, um Lieder zu schreiben. Jegliche Ablenkung beim Schreiben eines Songs, würde mich da nur stören.
Ich vergesse alles andere um mich herum. Alles ist dann nebensächlich für mich. Nur die Lieder und das Schreiben ist für mich in dieser Zeit wichtig.
Diese Zeit ist für mich sehr wichtig und ich lebe diese Momente.
Die Songs dann Live vorszustellen, ist für mich ebenso wichtig, weil sich dann für mich erst der Kreis eines Album schliesst.
Beides gehört für mich zusammen. Studio und Live. Wenn eines davon fehlen würde, wäre ich nur ein halber Mensch.
9. Du hast in einem Interview mal gesagt, dass deine Website fast zusammengebrochen wäre wegen der Reaktion zu deinem Auftritt bei “Frank – Der Weddingplaner”. Wie kam es zu diesem Auftritt und was war es für ein Gefühl?
Der Bräutigam wollte immer, dass auf seiner Hochzeit seine Lieblingsband spielt. Ich war schon gerührt, als ich erfuhr dass Unheilig das ist.
Die Braut hat dann Kontakt zu uns gesucht, um ihn damit zu überraschen.
Das Ganze war allerdings auch erst von der organisatorischen und technischen Seite umsetzbar, weil die Agentur von Pro Sieben der Braut und uns geholfen hat.
Somit war alles für mich stimmig und wir haben dann zugesagt und ich muss schon sagen, dass es eins meiner schönsten Erlebnisse mit den Fans war.
10. Wo wir gerade dabei sind: Du hast auch mal gesagt, dass du strikt privates und musikalisches voneinander trennst? Gibt es Erlebnisse die dich zum schmunzeln bringen? Da du dich “Graf” nennst, könnte ich mir vorstellen das es da schon einiges an Spekulationen gegeben hat, oder?
Ich bin immer wieder verwundert, was sich die Leute so alles einfallen lassen. Wie ich lebe oder heiße und wie mein Umfeld aussieht.
Ich nehme es keinem Übel, der spekuliert oder seiner Phantasie freien Raum lässt.
Ich schmunzel ziemlich oft über die Dinge, die so erzählt werden und welche Namen sich die Leute einfallen lassen.
Aber die kleinen Geheimnisse im Leben, machen es für mich auch erst spannend.
11. Was können wir zukünftig von dir erwarten? Wird es Festivals mit Unheilig geben im Jahre 2008?
Bisher stehen schon einige fest WGT, Mera Luna, Zita Rock e.t.c.und ich denke, da kommt noch einiges dazu.
12. Vielen Dank für das Interview. Die abschließenden Worte gehören wie immer dem Künstler.
Vielen Dank für das Interview und liebe Grüße an alle Leser.