Mit Hier und heute nicht veröffentlichten die Punkrocker von Montreal via Amigo Records ihr neuestes Album am 16. August 2019. Im gemeinsamen Kurzurlaub haben sich die ersten sieben der insgesamt zwölf Lieder schreiben. Der Rest entstand im Proberaum. Anschließend wurde der Longplayer angekündigt und für den Vorverkauf freigegeben. Das alles bevor auch nur ein Ton aufgenommen war.
Der sogenannte „Waschzettel“, die Presse-Info zum Release, erzählt den Grund. Warum das Album fast nicht mehr zustande gekommen wäre und wieso es sich so schnell geschrieben hat. „An einem sonnigen, aber stürmischen Tag im November 2018 sitzen Yonas (Gitarre/Gesang) und Hirsch
(Bass/Gesang) in einem Straßencafé in Amsterdam, als plötzlich ein wuchtiger Blumenkübel aus Terracotta durch den Wind vom Fensterbrett im dritten Stock gerissen wird und durch die Markise direkt auf den Platz neben Hirsch schmettert.“
Das wird häufig zum Thema gemacht. Immer anders, natürlich. Immer so, als wäre eine Kettenreaktion an Inspirationen ausgelöst worden. „Ein kleines Stück nach links und dieser Kübel hätte meinen Bruder zum Alleinerben gemacht“ heißt es im Titelsong zum Album. In Hier und heute nicht wird diese beinahe finale Geschichte der Band gründlich aufgearbeitet und halb demütig halb triumphierend festgestellt: „Die letzte Runde sie geht sicher irgendwann an dich, die gute Nachricht lautet aber: Hier und heute nicht!“
Trotz des eher fatalistischen Themas wird es hier kaum düster-rockige Stücke geben, sondern durch die Bank solche, die zum mitgehen animieren. Ihr wolltet schon immer mal flott zu ernsteren Themen tanzen? Bitteschön. Montreal machen das mit Hier und heute nicht möglich. Das Album überraschte mich. Denn ich habe Schlimmes erwartet und wurde daher positiv überrascht. Ob ich mich als Fan bezeichnen würde? Nein, eher nicht. Aber zumindest als hinzugewonnenen Hörer. Was ja in einer schnelllebigen Zeit wie die unsere auch nicht zu verachten ist.