Florian, Sänger und Songwriter der Band Casino Blackout, fand kürzlich ein Interview zum kommenden Album „Hinterhof Poesie“ statt. Dieses wird am 22. April 2022 via Hinterhof Produktionen / Rough Trade erscheinen. Neben dem Album als Ganzes haben wir auch den einen oder anderen Song thematisiert, das mittlerweile leidige “Standard”-Thema Corona-Pandemie und einiges mehr. Daher viel Spaß beim Lesen des Interviews. Das Interview wurde an anderer Stelle im Jahre 2022 veröffentlicht. War dann bisher nicht mehr online, dafür jetzt wieder.
Bitte stell dich und die Band einmal vor. Wann habt ihr euch gegründet?
Hi, ich bin Flo Tragl Sänger und Songwriter der Band CASINO BLACKOUT. Neben dem Songwriting bin ich verantwortlich für die Art-Direction rund um die Band. CASINO BLACKOUT ist eine deutschsprachige Pop-Punk Band aus dem Süden Deutschlands.
Habt ihr schon vorher in anderen Bands gespielt, welche waren das?
Ja, ein paar von uns spielten vor CASINO BLACKOUT in anderen Bands. Waggi z.B. bei Sorrow Down, Jan bei Line 418 und Sven bei Traveller. Jeweils komplett unterschiedliche Genres.
Wie verlief deine Wahl für das jeweilige Instrument, was du spielst und was war der entscheidende Moment als dir klar war: Das spiele ich jetzt?
Hmmm, ehrlich gesagt fiel die Wahl bei mir gar nicht bewusst auf Gitarre und Gesang. Oder ich weiß es einfach nicht mehr. Das ist schon so lange her. Das war einfach aus der Notwendigkeit heraus. Ich wollte damals mit einem Freund und meiner Schwester Musik machen. Er hatte Drums, meine Schwester hatte einen Bass. Da war dann recht schnell
klar, was ich noch beitragen müsste, damit wir ein paar RAMONES Songs covern können.
Ihr habt “Hier unten” mit Vom Richie eingespielt. Wie kam der Kontakt zustande, wie verliefen die Aufnahmen und wessen Idee war das?
Das war ein wilder Abend. Vom Richie kannten wir zu dem Zeitpunkt ja schon eine Weile. Wir hatten damals ja bereits unser erstes Album über Voms damalige Plattenfirma DRUMMING MONKEY RECORDS veröffentlicht. Als wir für die Albumaufnahmen zu Fragment, unserem zweiten Album, wieder in Düsseldorf waren, hatten es sich die Labelchefs Roman und Vom nicht nehmen lassen, am letzten Aufnahmetag im Studio vorbeizuschauen. Die Freude war groß und der Durst auch. Wir hatten an dem Abend mit einigen Gläsern Wein auf das Wiedersehen angestoßen. Und dann stand auf einmal dieses Cajon, eine Akustikgitarre und die Idee im Raum: Lass uns eine Feature-Akustik-Version von “Hier unten“ machen. Mir tut heute noch Micha, unser Produzent leid, der wegen uns Überstunden machen musste und uns in der heiteren Stimmung noch aufnehmen musste. Aber! Es hat geklappt und wir sind immer noch sehr dankbar für das Feature mit Vom Richie.
Wem spielt ihr die Songs als erstes vor und wie viel Gewicht hat die Meinung von der jeweiligen Person?
Als erstes spiele ich meine Songskizzen immer meiner Freundin und unserer Tourmanagerin Liliana vor. Sie sagt mir immer absolut gerade raus, wie sie die Idee findet – da gibts kein um den Heißen-Brei-Gerede. Wenn sie die Idee scheiße findet und ich mir dazu sehr unsicher bin, dann entsteht daraus meistens erst gar kein Demo. Sobald die Demo-Version steht, bekommt den Song parallel die Band und Roman, unser Labelchef und Manager, zu hören.
Die Pandemie hat alle kalt erwischt. Wie war euer Umgang damit? Was hat euch geholfen – vor allem mental gesund zu bleiben?
Zuerst hat uns die Pandemie wirklich sehr lahmgelegt. Uns ging es da wie den allermeisten Menschen. Keiner wusste recht damit umzugehen. Tausend Fragen standen im Raum. War ja für uns alle das erste Mal. Zum Glück hielt diese Lethargie nur sehr kurz an und wir traten sofort die Flucht nach vorne an. Wir packten lauter Projekte an, die während stressigem Normalbetrieb immer auf der Strecke blieben. So brachten wir unseren eigenen Shop an den Start ( www.hinterhofladen.de ), arrangierten ein kleines Akustik-Set für eine coronakonforme Sommer-Tour mit MARATHONMANN und ich finalisierte den Schreibprozess zum dritten Album. Klar, es gab dann immer mal wieder auch Rückschläge. Wir mussten z.B. 3 mal unseren Studiotermin verschieben. Irgendwann entschied ich mich dann aus der Notlage raus, eine alte Waschküche im Keller zu räumen und für die Aufnahmen herzurichten. Im Nachhinein die beste und wichtigste Entscheidung, weil ich endlich die Zeit hatte, quasi unbegrenzt auszuprobieren. Ich konnte mit Sounds und Vocals experimentieren und Gitarreneffekte basteln, die ich während einer teuren Studiozeit nie hätte umsetzen können.
Gibt es bestimmte Songs, die euch zur Musik gebracht haben beziehungsweise die ihr klar benennen könntet: Hier bei Song xy von uns hört man den Einfluss von …?
Da gibt es wirklich sehr viele Einflüsse. Es gibt Zeiten, da höre ich extrem viel Musik und sauge geradezu alles in mich auf – aus sämtlichen Richtungen. Bei diesem Album waren Künstler:innen aus der neuen Pop-Punk-Welle aus Amerika eine große Inspiration. Vor allem hat mich beeindruckt, dass da einfach wie wild ausprobiert wird. Da gibt es keine Grenze, außer diejenige im eigenen Kopf. Konkret hört man das zum Beispiel am Album-Opener „Im Dreck“ wo sich pumpende Trap Beats, mit treibenden Gitarrenwänden abwechseln und so zu einer modernen Pop-Punk Hymne verschmelzen, die so auch von YUNGBLUD oder KennyHoopla stammen könnte.
Was kannst du mir über „Für mich nicht“ erzählen? Wovon handelt der Song?
„Für mich nicht“ war auf jeden Fall einer der Songs, der die größte Entwicklung durchlebt hatte. Es gab davon eine Version, die komplett anders arrangiert war. Die Demoversion hatte ich der Band damals vorgespielt und alle waren so: „Jo, cool kann man machen“. Für mich hörte sich das Feedback zwischen den Zeilen nach B-Seite an. Also ging ich nochmal in den Keller, löschte alles bis auf den Text und heraus kam die Album-Version. Umso schöner, dass „Für mich nicht“ dann auch das erste Lebenszeichen des neuen Albums wurde. Inhaltlich behandelt „Für mich nicht“ das Bekenntnis, gelegentlich mit Situationen überfordert zu sein und dies offen und ehrlich einzugestehen. Mir fällt es oft sehr schwer „Nein“ zu sagen oder zuzugeben, wenn es mir mit einer Sache nicht gut geht. Dieses Thema habe ich in dem Song verarbeitet. Es ist ein Song voller Gegensätze. Angst mündet in Aufbruchsstimmung – Zerbrechlichkeit ebnet den Weg für einen Neuanfang.
Gibt es auf eurem kommenden Album „Hinterhof Poesie“ eine Art roten Faden? Hat euch die Pandemie, die damit einhergehenden Probleme, die Launen, eigene wie fremde, etc. beeinflusst?
„Hinterhof Poesie“ ist auf jeden Fall kein Konzept-Album im klassischen Sinne. Wenn ich mir das Album jetzt aber mit etwas Abstand anhöre, finde ich schon, dass die aktuelle chaotische Weltlage, Zukunftsängste oder auch das gezwungene Auseinandersetzen mit sich selbst, unüberhörbar Einfluss darauf genommen haben. Aber: Es gibt auch andere persönliche und zwischenmenschliche Songs, die ganz bestimmt auch ohne die aktuellen weltpolitischen Ereignisse entstanden wären.
Auf was können sich eure Fans dieses Jahr noch freuen? Was sind eure Pläne?
Zuerst steht eine große Tour quer durch Deutschland mit Our Mirage an. Außerdem füllt sich der Tourplan gerade ordentlich mit Festival Shows für den Sommer. Live wird es 2022 definitiv nicht langweilig werden. Außerdem schwebt uns schon seit längerem eine eigenes großes Heimspiel im Kopf rum. Mal gucken wie weit wir 2022 mit der Planung dafür kommen.
Danke für das Interview. Weitere Informationen finden hier ihren Platz.
Unser Album Hinterhof Poesie ist ab dem 22.04.2022 überall im Handel erhältlich.