Äußerungen von Morrissey haben in „letzter Zeit“ eine gewisse Tendenz entwickelt. Daher sollte man sich der Frage stellen: Sind es (semi-)intelligente Provokationen, taktisch unklug formuliert, oder Gesagtes auf dem Niveau eines Verschwörungstheoretikers, respektiv Aluhutträgers? Egal wofür man sich letztendlich entscheidet, es hat Einfluss auf das, was man über ein Album denkt. In diesem Fall Low In High School, dessen Aufnahmen wahrscheinlich vor den seltsam-anmutenden Äußerungen fertig waren. Bekommt dann automatisch eine Seite mehr Gewicht? Unwahrscheinlich, denn gedacht haben kann Morrissey das ja schon vorher. Aber kommen wir zum Album.
Schon der Titel ist interessant, bietet dieser doch verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. So unter anderem: nüchtern (low) anstatt high auf einer Schule sein oder aber wenig Intelligenz (low) vorweisen können auf einer High School oder aber eine Art Rundumschlag in Form von alle dumm (low) (heutzutage) auf der High School. Als die Tracklist veröffentlicht wurde, ist wahrscheinlich dem einen oder anderen etwas warm geworden. Vor lauter Befürchtungen, nicht ums Herz. Gemeint sind hier diejenigen, die Verschwörungskram hineininterpretiert haben, Titel wie The Girl From Tel Aviv Who Wouldn‘t Kneel und Israel dürften die Diskussionen in diesen Kreisen durchaus angeheizt haben. Sind es doch beides Themen, die man mit Vorsicht anpacken sollte. Zumindest was das Anpacken angeht, liegen sie richtig. Unglückliche Formulierungen sind in den beiden Stücken vorhanden.
Auch Spent The Day In Bed schürte diese Befürchtungen. Doch, geht es hier wirklich um die Lügenpresse und nicht viel mehr um die Trägheit, der Angst, sich mit den News / Nachrichten auseinandersetzen zu müssen? Die Faulheit, lieber vorschnelle Schlussfolgerungen zu ziehen statt über das Gesagte und Gesehene nachzudenken nimmt überall zu.
Versucht man das Ganze aus der Perspektive von unglücklicher Formulierungen, Provokation et cetera zu sehen, ist es eigentlich ein ganz gutes Album, das Morrissey hier mit Low In High School abgeliefert hat. Eigentlich wünscht sich das ja jeder politisch-denkende Musiker: Erfolg beim Aufrütteln des Hörers, Animation zum Nachdenken und dergleichen. Wichtig ist aber auch, dass dies der Rezipient in den richtigen Hals bekommt. Gewagtes kann auch schnell nach hinten losgehen. Das wiederum könnte man mit der aufkommenden Langeweile im Innern eines Künstlers begründen. Spannung in dieses Zeitalter von Berieselung und die Übernahme einfacher Denkstrukturen zu übernehmen.
Musikalisch nicht ganz so umwerfend, wie die Texte (wenngleich das sicherlich auch eher provokativen Gründen geschieht), dennoch insgesamt ein gutes Album (Low In High School), das Morrissey veröffentlicht hat.