In Winkelburg ist der seltsame Herr Zuckermahn in aller Munde. Durch seine zurückgezogene Art ist er bei den Dorfbewohnern im Verdacht ein Hexenmeister zu sein. Die Tatsache, dass er in einem einsamen alten Haus am Rande der Stadtmauer lebt und sich nicht um die Dorfgemeinschaft kümmert, verstärkt das Gerede der Dorfbewohner nur noch.
So gibt es die wildesten Theorien über Zuckermahn und auch über sein abscheuliches Können. Der junge Wendelin ist fasziniert von diesen Erzählungen, hat aber doch arge Zweifel an diesen mehr als übertriebenen Geschichten. Zusammen mit seiner Mutter lebt er in Winkelburg und möchte nach seiner Schulzeit gerne eine Lehre beginnen.
Doch das Schicksal meint es nicht gut mit Wendelin und nach schwerer und kurzer Krankheit verstirbt seine Mutter und er bleibt als Mittellose Waise zurück. Als ihn eines Tages der Hunger sehr quält geht er durchs Dorf auf der Suche nach etwas Essbaren. Auf einem Stein vor dem Hause des Herrn Zuckermahn musste er sich dann ausruhen. Völlig verzweifelt dachte er über sein weiteres Schicksal nach, als Zuckermahn ihn freundlich zum Essen einlädt.
Als Zuckermahn von Wendelins Schicksal erfährt und sich auch in Wendelins Geschichte herauskristallisiert, dass dieser gerne als Gärtner arbeiten möchte, bietet Zuckermahn Wendelin die Stelle direkt an. Da Zuckermahn bei näherer Betrachtung gar nicht mehr so seltsam zu sein scheint, nimmt Wendelin die Anstellung gerne an.
Die Zeit vergeht und Wendelin hat gut zu tun. Doch nicht alles in Zuckermahns Haus, oder auch Garten scheint mit rechten Dingen zuzugehen. Vor allem in der Mittagszeit war Wendelin der Garten unheimlich, da er nicht nur einmal eine seltsame Begegnung mit den Pflanzen dort hatte. Am schlimmsten aber sind die Geräusche, die diese dann immer machen und den jungen Mann aus dem Garten vertreiben.
Das Haus an sich ist aber auch nicht wirklich gastfreundlicher, doch nach einer kurzen Kostprobe von Zuckermahns Magie ist alles vergessen. Scheinbar ist der alte Mann doch ein Hexer, aber seine Magie wirkt nur für ihn selbst und für seine Gäste. Sollte er einmal Profit daraus beziehen, dann ist alles hinfällig.
Für Wendelin könnte es, bis auf ein paar kleine Abstriche, an sich gar nicht besser gehen. Doch dann entdeckt er im Haus des Alten die Elster Schackerack die anfängt mit ihm zu sprechen und ihm für ihre Freiheit eigene Magie verspricht. Ein Angebot, welches der junge Mann nur schwer ablehnen kann…
Mit Folge 188 ihrer Reihe „Gruselkabinett“ veröffentlichen Marc Gruppe und Stephan Bosenius von Titania Medien nun die Geschichte „Der Hexenmeister“ von Heinrich Seidel. Dieser war eigentlich ein gelernter Ingenieur, entdeckte aber seine Liebe zum Schreiben. Neben Reiseberichten verfasste Seidel auch Märchen und Gruselgeschichten, wobei die Grenze des Genres sich ja häufig überschneidet.
„Der Hexenmeister“ ist eine dieser Geschichten. Der Märchenanteil liegt mit dem verwunschenen Ring und den sprechenden Tieren klar auf der Hand. Der Gruselfaktor wird hier durch die schwarze Magie und dem unheimlichen Meister von Zuckermahn abgebildet, der niemals wirklich in Erscheinung tritt und immer nur ein Schatten bleibt.
Für die Umsetzung dieser wirklich phantastischen Geschichte konnten Bsoenius und Gruppe erneut auf viele bekannte Stimmen aus der Hörspiel- und Synchronsprecherszene zurückgreifen, allen voran die beiden Hauptfiguren. So sind Dirk Petrick in der Hauptrolle und als Ich-Erzähler Wendelin und Bert Stevens als Herrn Zuckermahn zu hören.
In weiteren Rollen sind noch Regina Lemnitz als Wendelins Mutter und Feuer-Geist, Bodo Primus als Weber und Luft-Geist, Helmut Zierl als Nachbar und Erd-Geist, Marc Gruppe als Passant, Kutscher, Hund, Servier-Affe, Alräunchen und Heinzelmännchen, Lutz Reichert als Graf und Wasser-Geist, Edward McMenemy als Lausebengel, Thomas Balou Martin als Herr Urian sowie Sigrid Burkholder als Elster Schackerack.
An und für sich hat mir die Geschichte „Der Hexenmeister“ ganz gut gefallen. Die Mischung aus Märchen und Gruselgeschichte war genau passend und eigentlich stimmte auch die Atmosphäre. Leider hat mir persönlich die Umsetzung der sprechenden Tiere nicht so ganz gefallen, was aber nur ein winziger Aspekt in einem sonst wirklich guten Hörspiel ist. Gruppe und Bosenius gelingt es immer wieder mit zu verzaubern und in der Welt der düsteren Schauergeschichten zu fangen.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten