Die USA zum Ende der 1990er Jahre: Um für ihre beiden Kinder sorgen zu können arbeitet Loretta an der Kasse des örtlichen Supermarktes. Man kennt sie, sie kennt die Kunden und alles läuft einfach. Dann kommt aber der Tag, an dem sich ihr Leben komplett verändert. Als erstes wird sie vom Schulleiter ihres Sohnes Josh angerufen, der Loretta erneut zu einem Gespräch zum Verhalten von Josh einbestellt.
Vorher muss sie aber noch ihre Tochter Meg abholen, die sich während der Fahrt über einen seltsamen Ausschlag am Arm beschwert. Loretta hat so etwas zwar noch nie gesehen, hat jetzt aber erstmal nur Josh im Kopf. Es stellt sich dann heraus, dass Josh im Besitz von Drogen war und der Schule verwiesen werden soll. Natürlich wird Loretta dafür verantwortlich gemacht, da den Kindern eine Vaterfigur fehlt.
Das bringt das Fass endgültig zum Überlaufen. Wutentbrannt verlässt Loretta mit ihren Kindern die Schule und muss das Geschehene und Gesagte erst einmal zu Haue aufarbeiten. Am Essenstisch würde sie dies gerne besprechen, doch dort klagt Meg erneut über den Ausschlag an ihrem Arm. Dieser ist in der kurzen Zeit deutlich größer geworden und hat sich sogar bis über den Rücken gezogen. Dort ist es sogar so schlimm, dass seltsamerweise ein Ast aus der Wirbelsäule wächst.
Loreta fährt mit den Kindern sofort in ein Krankenhaus, doch leider kommen die drei dort nie an. Ihr Auto wird vorher von einem anderen Fahrzeug gerammt und einige Männer mit Glatzen versuchen Meg zu entführen. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich der Großvater der Kinder auf, der nicht nur die Männer in Schach hält, sondern der Familie auch eine Rettungsmöglichkeit bietet. So wie es aussieht ist er einer der wenigen, die etwas über diesen seltsamen Ausschlag und die damit einhergehende Verwandlung wissen.
Mit dem ersten Band der bei Splitter erschienen Reihe „Family Tree“ werden nicht nur die Grundsteine für Jeff Lemires und Phil Hesters Comicreihe gelegt, sondern man befindet sich nach einem kurzen Vorgeplänkel im ersten Teil der Geschichte wieder direkt im Geschehen.
Als Ausgangssituation haben Autor und Zeichner eine typische Kleinstadt in Amerika gewählt. Hier geschehen einer Familie ungewöhnliche Dinge die sich über den Zeitraum eines Tages ankündigen und die zusammengesetzt den Countdown des Untergangs anzeigen.
Dabei gelingt es Autor Jeff Lemire uns Leser wieder ab der ersten Seite mit den ersten beiden Gedankenboxen in seiner Welt zu fesseln. Erneut ist es ihm gelungen ein völlig skurriles Universum zu erschaffen, welches zwar ähnlich ist wie unsere Welt, aber durch einige Kleinigkeiten dennoch verschieden. Dieses kennt man von ihm schon aus seinen anderen großen Serien wie Sweet Tooth, oder Black Hammer, wo er durch geschickte Handlungsstränge die Welt seiner Protagonisten immer wieder auf den Kopf stellt.
Für die graphische Umsetzung seiner Geschichte konnte Lemire diesmal Phil Hester gewinnen. Diesem gelingt es durch seine comichaften Zeichnungen den Schrecken dieser Horrorgeschichte ein wenig abzufangen, aber auch durch die Gestiken der Figuren und die Ausdrücke auf den Gesichtern äußerst real erscheinen zu lassen.
„Setzling“ der erste Band von „Family Tree“ hat mich an genau dem passenden Tag genau passend abgeholt. Diese Mischung zwischen Fantasy, Horror und Roadmovie waren genau das, was ich gerade brauchte. Dazu die wirklich hervorragenden Zeichnungen von Phil Hester und der Suchtfaktor war für mich da. Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es weitergeht, vor allem da der erste Band mit einem wirklich gemeinen Cliffhanger endet.
Meine Meinung: 10 von 10 Punkten