Als ihr Bruder im Liebeskummer versinkt geht die Müllerstochter Farah an die Grenzen des verbotenen Waldes, um am Grab ihrer verstorbenen Mutter einen einfachen Zukunftszauber zu vollbringen. Eigentlich möchte sie ihren Bruder damit nur aufheitern, denn in ihrem kleinen Dorf ist es nicht gerade einfach jemanden zu finden, der sich vom gleichen Geschlecht angezogen fühlt.
Zuerst scheint der Zauber zu gelingen, denn auf der spiegelglatten Oberfläche des Sees kann sie zwei fremde, aber freundliche Gesichter ausmachen. Dann gerät der See aber in Unruhe und beim nächsten Blick auf das Wasser sieht Farah eine der schlimmsten Kreaturen, die ihr je begegnet ist.
Entsetzt vor Schrecken flieht Farah nach Hause zur Mühle. Dort trifft sie auf einige Steuereintreiber der Königin. Diese hat die Steuern erneut erhöht und treibt damit das ganze Dorf noch weiter in die Armut. Aus Frust über diese Ungerechtigkeit zieht sich Farahs Vater erneut in die Dorftaverne zurück, um dort ihr gesamtes Erspartes in Alkohol umzusetzen.
Da der Neumond bevorsteht, beschließen Farah und ihr Bruder den Vater zu holen und ihn vor eventuellen Angriffen der Schattenwesen zu beschützen. Der Hinweg war einfach, doch schon in der Taverne kommt es zu Schwierigkeiten. Zuerst möchte der Vater nicht nach Hause und dann kommt es auch noch zum Streit mit dem Schmied. Leider wird dabei auch das Mobiliar beschädigt, so dass Farah keine andere Möglichkeit bleibt als mit dem Gold zu zahlen, dass sie in der Nähe des verbotenen Waldes gefunden hat.
Da ihr Bruder über den plötzlichen Reichtum sehr verwundert ist, erzählt Farah ihm von dem Fundort im Wald. Ein großer Fehler, denn schon am nächsten Tag ist aus dem ganzen Gold ein Haufen Blätter geworden, denn Feengold bleibt nur so lange bestehen, wie man die Herkunft geheim hält. Leider muss dies nicht nur die Familie merken, sondern auch der Betreiber des Gasthauses, der mit der Situation gar nicht zufrieden ist.
Zu allem Überfluss erfährt auch die Königin von diesem Zwischenfall. Da das Betreten des Waldes oder der Kontakt mit Feenwesen strengstens verboten ist, muss sich Farah schnell eine Lüge ausdenken. So behauptet sie also, dass das Geld von ihr kam, da sie die Gabe hat Stroh zu Gold spinnen kann. Die Königin möchte dies natürlich bewiesen haben und sperrt Farah mit einem Spinnrad und etwas Stroh in eine verlassene Kammer des Turms.
Da Farah aber nicht wirklich diese Gabe besitzt, muss sie ein Feenwesen beschwören, welches ihr hilft. Nach kurzem Warten erscheint das Albtraumwesen vom See – eine grässliche Spinnenkreatur mit sechs Beinen und blauer Haut. Diese lässt sich gerne auf einen Handel mit Farah ein, denn neben einem Silberring nimmt das Wesen auch eine von Farahs wichtigsten Erinnerungen als Bezahlung.
Da die Königin nicht genug Gold haben kann, muss Farah dies noch zwei weitere Male wiederholen. In der ersten Nacht kann sie noch mit einer Kette zahlen, doch in der dritten Nacht möchte das Monster etwas ganz anderes und zusätzlich nimmt es Farah auch noch die Erinnerung an dieses Versprechen.
Die Rechnung kommt erst einige Zeit später als Farah glücklich mit dem frisch gekrönten König verheiratet ist. Dieser hat sie aus den Fängen seiner Stiefmutter befreit, sich mit Haut und Haaren in Farah verliebt und hat nun die Regierungsgeschäfte übernommen. Als ihr erstes Kind zur Welt kommt, wird es Zeit für den Spinnenmann seinen Lohn einzutreiben und so entführt er das erstgeborene Kind der Königin. Auf einen letzten Handel lässt sich das Monster aber noch ein. Wenn Farah in drei Tagen seinen Namen errät, dann sind alle frei. Doch sein Name liegt tief im Feenreich versteckt…
Mit dem Roman „Schattengold – Ach wie gut, dass niemand weiß…“ veröffentlicht der Piper Verlag nun eine Adaption des Märchenklassikers „Rumpelstilzchen“. Verantwortlich dafür zeigt sich Christian Handel, der auch schon andere Märchenklassiker wie „Schneeweißchen und Rosenrot“ oder „Hänsel und Gretel“ adaptiert hat.
Nun führt er uns Leser in eine düstere Welt, in der die Kreaturen des Feenreichs ihr Reich verlassen und Menschen die nicht aufmerksam genug sind verschleppen und für immer dort behalten. In detailgetreuen Beschreibungen erzählt er hier von einem Überfall auf die Farahs Familie, die von einem seltsamen Fischwesen angegriffen werden. Dies ist wahrlich nichts für schwache Nerven.
Im Großen und Ganzen ist Handel aber recht nah an der bekannten Geschichte um „Rumpelstilzchen“ geblieben. Natürlich wurde das Ganze ein wenig ausgeschmückt und die Figuren ein wenig genauer beschrieben. Nach etwa zweidrittel des Buches ändert sich dann aber die Handlung und ein wahrer Albtraum beginnt.
Handel führt uns zuerst in die schillernde Welt der Feen und Elfen, wobei er dort auf die klassischen Elemente zurückgreift, die auch schon in vielen anderen Geschichten verarbeitet wurden, wie beispielsweise niemals etwas aus der Feenwelt zu essen, oder auch die Tatsache, dass die guten Bewohner des Feenwaldes nicht lügen können.
Das ist aber nur die Vorbereitung, denn danach führt er uns Leser in ein Reich des Schreckens. Die dunkle Seite des Feenreichs ist der wahrgewordene Albtraum eines jeden der ihn betritt. Blutige Blätter die von Bäumen fallen und überdimensionale Spinnenweben sind dabei noch das angenehmste.
An und für sich hat mir „Schattengold“ gut gefallen. An manchen Stellen war es mir ein wenig zu langatmig erzählt und manchmal hat mir Handel einige Aspekte viel zu oft wiederholt, so als müsste man uns Leser ständig mit der Nase darauf stoßen. Das sind aber nur kleine Schönheitsmängel, denn vom Spannungsbogen und der Erzählweise ist „Schattengold“ ein guter und teilweise verstörender „Dark Fantasy“ Band.
Meine Meinung: 9 von 10 Punkten