Carsten (Vocals, Gitarre) hat die sechs Fragen im Interview beantwortet. Die Band Popperklopper hat am 29. September 2023 ihr aktuelles Studioalbum “Wahnsinn Weltweit” veröffentlicht. Gesprochen haben wir über Instrumente und Technik, Feedback zu den Songs, Songwriting und verschiedene Einflüsse. Viel Spaß beim Interview!
Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?
Das kann ich nicht mit nur einem Album benennen.
Die Initialzündung war bei mir 1988 das AC/DC Album „Blow up your video“. Da hab ich angefangen mich ernsthaft mit Musik zu beschäftigen, und durch die Young Brüder hab ich mir überhaupt zum ersten Mal ne Gitarre umgehangen.
Dann kamen die 80er Hosen Alben dazu, danach die deutschen Politpunk-Klassiker von Anfang der 80er, die unseren Stil massgeblich geprägt haben, stellvertretend z. B. Slime Live 84. England 77 und
82 und alter US Punk natürlich auch. Ende der 90er wurden wir dann voll von der skandinavischen Schweinerock-Welle mit Hellactopers, Gluecifer und Turbonegro erfasst, was sich wiederum extrem auf unseren Sound ausgewirkt hat.
Welcher Song kam positiver bei dem Publikum an, als du erwartest hast? Und wieso hattest du diese Erwartung(en)/Befürchtungen?
Generell bin ich natürlich immer sehr darauf gespannt wie unsere neuen Songs ankommen, wenn wir sie zum ersten Mal live spielen. Etwas verwundert bin ich von „Ein Platz an der Sonne“, der seit Jahren live immer sehr gut funktioniert, weil der doch eher rockig ist und uns ja teilweise vorgeworfen wird dass wir (meistens bei den englischen Songs) „zu rockig“ wären. Kommt aber vielleicht auch trotz des Rock- Faktors wegen des (deutschen) Textes so gut an.
Tja, und wenn dann hier und da mal Bulle Bulle vom Publikum gefordert wird, könnte man auch gut darauf verzichten…gibt halt Sachen die – vorsichtig formuliert – nicht so gut altern..
Gibt es ein Buch/Film, das/der Einfluss auf eure Texte genommen hat? Wenn ja, welches/welcher und wieso (gerade dieses Werk)?
Denke nicht dass das bei uns der Fall ist, zumindest fällt mir dazu für meine Texte kein Beispiel ein. Unsere Texte werden meist durch alltägliche Erfahrungen im Leben inspiriert, oder auch durch Medien/Nachrichten/Dokus etc.
Wie entstehen eure Songs in der Regel, ausgehend von einem Riff, spielt ihr einfach los und ordnet dann …?
Seit einigen Jahren nehme ich neue Songideen einfach zu Hause auf der Gitarre + LaLaLa Gesang mit dem Handy auf und schicke diese Aufnahmen in unsere Gruppe. Dann suchen wir uns gemeinsam aus einer (immer länger werdenden) Liste neue Songs raus, zu denen ich grob die Töne aufschreibe und die wir dann zusammen im Proberaum einüben. So hat dann im Proberaum jeder schon eine ziemlich gute Ahnung von dem neuen Song, das geht dann ganz schnell den Song zusammen zu spielen und wir fangen mit dem Feinschliff an, also Breaks, Aufteilung Strophen/Refrains etc. Die Texte werden meistens separat
geschrieben und dann auf die Songs angepasst wenn sie musikalisch sitzen. Am allerbesten ist es natürlich wenn man den Text schon direkt passend auf einen Song schreibt, weil dann direkt alles vom Versmass und von der Länge her passt. Das kommt bei uns aber eher selten vor. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass wir uns einfach mal im Proberaum getroffen hätten und zusammen komplett von Null an ner neuen Idee angefangen hätten rumzubasteln, vielleicht war das ganz am Anfang mal so, aber so was finde ich äussert mühsam und zeitaufwendig, und man verliert schnell die Lust an nem Song, wenn man an einer bestimmten Stelle grad nicht weiterkommt.
Was für Emotionen wollt ihr beim Publikum auslösen und weshalb?
Das Publikum soll im besten Fall komplett durchgeschwitzt und mit pfeifenden Ohren nach Hause gehen und noch tagelang von einem richtig geilen, energiegeladenen Rock`n Roll Abend erzählen. Also in erster Linie sollen halt alle möglichst viel Spass haben, den Abend geniessen, sich etwas bewegen und sich zwischendurch aber auch etwas Gedanken über die Texte machen (da wir keine Spass/Party-Texte schreiben, sondern mit unseren Texten klare Aussagen machen wollen, die zum Denken anstossen sollen). Für mich ist es aber auch immer ein ganz besonderer Moment wenn mir z. B. jemand erzählt, dass unsere Musik bzw unsere Texte ihm/ihr in einer schwierigen Lebenslage geholfen haben.
Welches Instrumentarium habt ihr bei euren Aufnahmen zum aktuellen Album genutzt und wieso fiel die Wahl genau darauf?
In den letzten Jahren hat sich bei mir folgende Kombi bewährt:
Eine Rhythmusgitarre mit Gibson (SG oder Les Paul) und eine Rhythmusgitarre mit Fender Telecaster über nen Marshall JCM800 von Anfang der 80er, sowie teilweise über nen Orange OR120 und Hiwatt DR504, beide aus den 70ern. Die Mischung aus Gibson und Fender finde ich genial, die Gibson legt quasi die Basis, fett und wuchtig, und die Fender perfektioniert das ganze mit Brillianz und Klarheit. Leadgitarren ebenfalls meist Gibson oder für etwas cleanere Parts die Tele. An der Gitarre natürlich immer alle Regler auf 10. An den Gitarrenamps wenig Bässe, ganz viel Mitten und mittel bis 2/3 Höhen. Hier und da ein Crybaby Wah Wah, MXR Phaser oder Slidegit + E-bow. Selten auch mal ne akkustische
(Western-)Gitarre im Hintergrund.
Bass ist bei Udo normalerweise ein Fender Precision oder Jazz Bass über klassiche Ampeg etc Sounds. Lars benutzt ein 1976er Ludwig Drumset. Seit einigen Jahren stimmen wir grundsätzlich einen Halbton tiefer, macht den Sound etwas wuchtiger und liegt mir besser beim Singen. Seltener kommt dann bei etwas rocknrolligeren Nummern noch ein Klavier im Hintergrund dazu.