Mit dem Schlagzeuger “Brami” von der Band Muff Potter konnte ich ein Interview führen. Sechs Fragen zu Einflüssen, Reaktionen/Feedback, Instrumente, Percussions und einigen mehr auf der einen Seite, eine Dampforgel, Songs, Details, Songwriting und mehr auf deren anderen. Ihr aktuelles Album hört auf den Namen “Bei aller Liebe” und erschien im August 2022. Eines meiner Muff Potter Konzerte fand in Ochtrup auf einem kleineren Open Air in den 1990ern statt.
Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?
So konkret gefragt würde ich sagen, das war sicherlich „Never Mind The Bollocks“ von den Sex Pistols. Zumindest würde ich dieses Album als Initialzündung dafür sehen, selbst eine Band zu gründen. Ich habe mit meiner ersten Band bestimmt 4 oder 5 Stücke aus diesem Album gecovert; vermutlich nicht besonders gut, aber das war eben das Ding das uns alle absolut angefixt hat.
Ansonsten gibt es natürlich tausend weitere Platten, die ich als Einflüsse sehen würde. Eine für mich sehr wichtige und wahrscheinlich auch die Platte, die ich in meinem Leben am öftesten gehört habe ist die „Left and Leaving“ von den Weakerthans.
Welcher Song kam positiver bei dem Publikum an, als du erwartest hast? Und wieso hattest du diese Erwartung(en)/Befürchtungen?
Dazu möchte ich ohne Ironie sagen, dass ich von vornherein davon ausgehe, dass unsere Songs positiv beim Publikum ankommen, denn sie sind gut. Wenn wir es live dann auch noch so umsetzen können, wie wir uns das vorgestellt hatten, ist das perfekt.
Wichtig finde ich in dem Zusammenhang, dass man dem Publikum auch mal etwas zumuten sollte. Wir haben zB auf der Tour zum aktuellen Album die komplette Platte am Stück gespielt. Oft verstecken Bands ja das neue Material zwischen ihren alten Hits, damit es auf keinen Fall eine Stimmungsdelle gibt. Wir wollen aber Musiker sein und keine Dienstleister. Das finde ich zum einen existenziell wichtig für uns als Band, und zum anderen bedeutet es, dass wir unser Publikum ernst nehmen als musikinteressierte Menschen und nicht als irgendeine Masse, die sich 90 Minuten krasses Entertainment abholen will.
Gibt es ein Buch/Film, das/der Einfluss auf eure Texte genommen hat? Wenn ja, welches/welcher und wieso (gerade dieses Werk)?
Das eine Buch oder den einen Film kann ich da nicht nennen. Trotzdem gibt es massenweise Einflüsse, zumeist in Form von Zitaten aus Literatur, Musik oder auch Film. Spontan denke ich hier an Charles Bukowski, Mark Twain, Blumfeld, Jets to Brazil, Timothy Leary, Otto Waalkes, Kurt Vonnegut….
Wie entstehen eure Songs in der Regel, ausgehend von einem Riff, spielt ihr einfach los und ordnet dann …?
Während es früher eher die Regel war, dass wir von einer konkreten, ziemlich strukturierten Idee, die auf der Gitarre entstanden war, anfingen einen Song fertig zu stellen, war es bei den Sessions für das letzte Album häufig so, dass Ideen aus gemeinsamen Jams entstanden. Das ist meiner Meinung nach auch der bessere Ansatz, an Songs heranzugehen, weil es einfach der musikalischere Weg ist. Und weil es auf diese Art deutlich mehr Spaß macht.
Was für Emotionen wollt ihr beim Publikum auslösen und weshalb?
Also zuallererst geht es ja um unsere eigenen Emotionen. Alles andere wäre ja irgendein Animationsquatsch. Im Grunde könnte man sagen, dass das Ziel darin besteht, das Publikum auf Basis unserer eigenen Emotionen emotional anzusprechen. Das merkt man zwar auch, wenn wir mal einen Scheißtag haben und die Leute dann eher verhalten höflich klatschen, aber in den besten Momenten entsteht so Euphorie für alle. Und deswegen sind auch Livekonzerte durch nichts zu ersetzen.
Welches Instrumentarium habt ihr bei euren Aufnahmen zum aktuellen Album genutzt und wieso fiel die Wahl genau darauf?
Zum allergrößten Teil haben wir die klassische Instrumentierung genutzt, die wir auch live verwenden. Dazu natürlich akustische Gitarren, Schellenkränze usw. Außerdem natürlich den ein oder anderen Effekt wie den „Federhall“ auf dem Gesang zum Stück „Killer“. Interessant hierzu noch, dass die Percussion-Einwürfe im Stück „Ein gestohlener Tag“ teilweise auf einer Aluminiumleiter gespielt wurden.
Erwähnen möchte ich auch, dass wir alle schon seit vielen Jahren große Liebhaber von Aerophonen sind, weshalb wir uns nach langer Suche eine über 100 Jahre alte Dampforgel gemietet haben. Leider mussten wir feststellen, dass das Instrument nicht durch die Studiotür passte, da es auf einem Anhänger montiert war, mit dem wir uns zu allem Übel auch noch im Hof festgefahren haben. Kein Wunder, denn die Orgel wog immerhin knapp 2 Tonnen. Vermutlich hatten wir hier Glück im Unglück, denn mit Dampfdruckexplosionen in geschlossenen Räumen ist ja bekanntlich nicht zu spaßen. Außerdem wussten wir ohnehin nicht so genau, bei welchem Stück wir das Instrument überhaupt einsetzen wollten.
Live
19.07.2024 D Coburg – Outside Rodeo