Mit Kai (Gitarre, Backing Vocals) von der Punkband Fahnenflucht konnte ich kürzlich ein Interview führen. Das kommende Studioalbum “Molotov Zitrone” erscheint am 13. September 2024. Wir haben über Instrumentewahl, Sorgen bezüglich eigener Songs, Songwriting, musikalische wie literarische Einflüsse und einigem mehr gesprochen. Lest hier das Ergebnis.
Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?
Schwierig, das lässt sich gar nicht auf ein einzelnes Album runterbrechen. Was mir als erstes in den Sinn kommt ist “Sepultura – Arise”, das Album hat einfach ein unfassbares Energielevel. Oder “NOFX – Pump Up The Valuum”, “Blumen am Arsch der Hölle – self titled”, “Ton Steine Scherben – Keine Macht für Niemand”, “Radiohead – OK Computer&”,… könnte ich noch lange so weiterführen. Ich hab da keine Rangliste. Für mich sind Alben sowas wie ein emotionaler Kompass, der mit bestimmten Phasen und Geschichten
untrennbar verwoben bleibt, egal was passiert.
Welcher Song kam positiver bei dem Publikum an, als du erwartest hast? Und wieso hattest du diese Erwartung(en)/Befürchtungen?
Da wir bisher nur einmal die Single “Tag der Rache” bei einem Festival gespielt haben, kann man da noch nicht viel zu sagen. Hat gefühlt gut funktioniert. Wir sind gespannt darauf, wie zum Beispiel Songs wie “Die Letzten”, “Härter zusammen” oder “Unterm roten Stern” live funktionieren, da wir bei denen soundtechnisch mal etwas mehr experimentiert haben.
Gibt es ein Buch/Film, das/der Einfluss auf eure Texte genommen hat? Wenn ja, welches/welcher und wieso (gerade dieses Werk)?
Da fällt mir spontan “Krieg im Kopf” ein, da war Wolfgang Borcherts Buch “Draußen vor der Tür” ein Inspirationsgeber. Die depressive Nachkriegsatmosphäre hat einfach gut zur Songthematik gepasst.
Wie entstehen eure Songs in der Regel, ausgehend von einem Riff, spielt ihr einfach los und ordnet dann …?
Das ist von Song zu Song verschieden. Häufig kommen Mole oder ich mit Demos an. Einige Songs sind auch zusammen spontan entstanden aus einem Beat, einer Melodie, einem Bass- oder Gitarren-Riff, einer Textzeile… und dann suchen wir halt die für uns interessanten Ideen aus und arbeiten weiter daran. Dabei haben wir keine Patentrezepte oder Erfolgsgarantien… Mindestens so viele Songs, wie auf dem Album sind, wurden auch verworfen.
Was für Emotionen wollt ihr beim Publikum auslösen und weshalb?
Die spannendsten Reaktionen sind eigentlich die, die man nicht erwartet. Wenn jemand zum Beispiel einen sehr persönlichen Song mit eigenen Erfahrungen verknüpft, oder einen Text komplett anders interpretiert als er gedacht war. Wir haben aber meines Wissens nach noch nie Songs geschrieben, nur um bestimmte Emotionen auszulösen… da geht’s eher darum, eigene Emotionen und Gedanken abzubilden. Generell ist es immer schön, wenn Leute sich in unseren Songs wiederfinden und abgeholt fühlen, aber das kann man natürlich nicht erzwingen.
Welches Instrumentarium habt ihr bei euren Aufnahmen zum aktuellen Album genutzt und wieso fiel die Wahl genau darauf?
Neben der klassischen Drums, Bass, 2 Git, Voc + Backings Besetzung haben wir diesmal noch eine 1-saitige Balalaika und einen (aus uns bestehenden) Kosakenchor bei “Unterm roten Stern” aufgenommen. Außerdem sind diverse Synthesizer dabei, unter anderem bei “Die Letzten”, wo auch ein Vocoder-Effekt zum Einsatz kam. Bei “Bildschirmzeit” kann man im Hintergrund gesamplete Diskettenlaufwerke hören. Die Motivation war jeweils immer die jeweilige Atmosphäre des Songs zu unterstützen. Gibt also schon ein paar neue Sachen zu entdecken auf “Molotov Zitrone”, wenn man hinhört.