Cypecore veröffentlichen am heutigen 26. April 2024 ihr neues Studioalbum “Make Me Real”. Im folgenden Interview konnte ich mit der Band über musikalische Einflüsse, Songwriting, externe Eindrücke zu eigenen Songs, Instrumente-Wahl und einigem mehr sprechen. Viel Spaß beim Lesen. Unsere Review zum aktuellen Album könnt ihr hier lesen.
Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?
Diese Frage auf nur ein einziges Album runterzubrechen scheint mir im ersten Moment völlig unmöglich, da es einfach so unglaublich viele wahnsinnig gute und auch für mich persönlich prägende Alben gibt. Ich würde auch behaupten, dass sich das im Laufe meiner Musikerlaufbahn häufiger mal verändert hat. Man ist mit seinen Gedanken und seinen Emotionen nie so lange am selben Platz und braucht natürlich dementsprechend dann auch andere Musik als Begleiter.
Wenn ich mich jetzt hier festlegen müsste würde ich „the way of all flesh“ von Gojira nennen. Diese Scheibe begleitet mich schon seit dem Release im Jahre 2008 und super viele meiner absoluten Lieblingssongs sind auf dem Album. Musikalisch absolut phänomenal, sowohl instrumental als auch gesanglich. Was mich an dem Album besonders fasziniert ist, dass jeder Song darauf einzeln wahnsinnig stark ist, aber im Albumgefüge zu einer gespenstischen Gesamtheit vereint wird die mir durch Mark und Bein geht. Das gesamte Spektrum an Emotionen ist vertreten und das macht es für mich zu einer der besten Platten aller Zeiten und deshalb meine Nummer eins.
Welcher Song kam, positiver bei dem Publikum an, als du erwartest, hast? Und wieso hattest du diese Erwartung(en)/Befürchtungen?
Da muss ich nicht lange überlegen und den Titeltrack des 5. Albums „Make Me Real“ nennen. Wer unsere Band schon länger verfolgt weiß, dass wir eigentlich als härtere Industrial/Death Metal Band bekannt sind. Make Me Real hingegen bezeichnen wir selbst als unsere Ballade. Das steht natürlich in einem sehr starken Kontrast zu dem Material, dass man von einer Death Metal Band erwarten würde. Dennoch ist der Song unfassbar gut bei den Leuten angekommen. Viele waren zurecht überrascht vom Sound, einige wenige fanden es auch erwartungsgemäß lasch, aber der überwiegende Teil hat den Song unfassbar abgefeiert. Solch ein Risiko einzugehen und dann mit so einer positiven Resonanz belohnt zu werden ist ein wahnsinnig gutes Gefühl und ich bin dankbar um jeden Einzelnen der mir
hier Feedback gegeben hat.
Gibt es ein Buch/Film, das/der Einfluss auf eure Texte genommen hat? Wenn ja, welches/welcher und wieso (gerade dieses Werk)?
Nicht konkret die Texte, aber die Matrix Trilogie in ihrer Gesamtheit hat sicher einen großen Beitrag am Konzept und der Welt von Cypecore geleistet. Wir sind alle große Sci-Fi Fans und haben auch häufig im Studio die riesen Party in der Menschenstadt Zion vor uns bevor es in die finale Schlacht gegen die Maschinen geht. Wir haben uns oft gefragt, welche Musik wir dort gerne hören und spielen würden und bewerten dadurch für uns selbst unsere Musik.
Wie entstehen eure Songs in der Regel, ausgehend von einem Riff, spielt ihr einfach los und ordnet dann …?
Das ist erschreckend richtig. Nils spielt Riffs ein, packt diese in die Dropbox und wenn es dann an der Zeit ist Songs zu schreiben, durchstöbern wir den Riffkatalog, picken das beste heraus und beginnen daraus einen Song zu erarbeiten. Aus einem Riff wird ein Part, aus einem Part werden drei, dann verbinden wir das mit einem Refrain und einer Bridge, dünnen das Ganze aus, bis die Essenz des Songs überbleibt und haben eine neue Nummer.
Was für Emotionen wollt ihr beim Publikum auslösen und weshalb?
Das wichtigste für uns ist die Immersion in unsere Sci-Fi-Welt. Wir möchten die Leute aus dem Alltag entreißen und sie mit in unsere Dystopische Zukunftsvision im Jahre 2133 nehmen. Wo die Sorgen der Gegenwart erstmal unwichtig sind und man sich der Musik und dem Moment komplett hingeben kann. Jeder soll bei einem Cypecore Konzert die Möglichkeiten haben mit uns zu feiern und sich mal wieder Zeit dafür nehmen zu können ein Mensch zu sein und menschliche Emotionen zu verspüren. Diese kollektive Freude in den Gesichtern der Menschen, wenn sie mit mir zusammen bei einem Konzert den Refrain ihres Lieblingssongs singen oder sich bei einem gewaltigen Breakdown irgendwo zwischen Angst und Macht im Pit mit anderen Konzertbesuchern austoben sind zwei Dinge die mir oft auffallen und auch sehr am Herzen liegen.
Welches Instrumentarium habt ihr bei euren Aufnahmen zum aktuellen Album genutzt und wieso fiel die Wahl genau darauf?
Die Basis für den Sounds von Cypecore bilden Gitarren, Drums, verschiedene Synths, Bass und mein Gesang. Je nachdem wie das Gerüst des Songs ausfällt kann man natürlich mit verschiedenen Stilen auf jeder Position experimentieren. Speziell im Synth Bereich gibt es da unglaublich viele Möglichkeiten und wir nutzen viele davon. Schon mit dieser kleinen Auswahl an Instrumenten sind unsere Projekte (also ein Song in der DAW) wahre Giganten. Da Hauptsongwriter, Produzent und Gitarrist Nils immer noch einen Kniff in der Hinterhand hat, mit der man einer Stelle mehr Ausdruck verleihen kann.