Kürzlich ergab sich die Möglichkeit mit ASP ein Interview im Rahmen des neueren Formats “6 Fragen an” zu führen. Wir haben über Instrumente, Songwriting, Reaktionen von Fans, Einflüsse durch Musik, Literatur und Co gesprochen. Am 9. September 2023 erschien von ASP das aktuelle Release “Horrors – A Collection of Gothic Novellas”.
Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?
Als Musiker? Okay. Dann muss die Antwort lauten: „Bloody Kisses“ von Type O Negative.
Welcher Song kam positiver bei dem Publikum an, als du erwartest hast? Und wieso hattest du diese Erwartung(en)/Befürchtungen?
Das ist bei vielen Songs so, aber am meisten überrascht hat mich, wie gut damals ein völlig verrückter, 9-Minütiger Song namens „zutiefst …“ ankam. Der Text ist elend lang, das Arrangement abwechslungsreich und fast schon verquer. Da war ich sehr, sehr dankbar. Denn es bewies: Wir müssen keine Band sein, die immer nur die obersten 15 Songs aus ihren Spotify-Hitlist der angeblich beliebtesten Songs spielen muss, was mir ein absolutes Gräuel wäre. Wir fahren gar nicht so schlecht damit, dass ich einfach so tu, als wären 80% unserer ca. 200 Songs irgendwie „Hits“ und damit für die Aufführung geeignet.
Gibt es ein Buch/Film, das/der Einfluss auf eure Texte genommen hat? Wenn ja, welches/welcher und wieso (gerade dieses Werk)?
Grundsätzlich ist unsere Musik sehr stark von literarischen Einflüssen geprägt, einzelne Werke herauszupicken ist daher extrem schwierig. Die Frage zielt vermutlich auf direkte inhaltliche Inspirationen, diese treten aber gar nicht so häufig auf, wie man im Allgemeinen vermuten könnte. Unser aktuelles Album trägt den Untertitel „A Collection of Gothic Novellas“ und beinhaltet also eine Sammlung von Kurzgeschichten in Musikform. Diese beschäftigen sich in diesem Fall mit allerlei Schrecken und Grauen in allen Facetten von ganz klassischen Schauergeschichten bis hin zu ganz aktuellem Horror in der Welt. Für unsere anstehende Jubiläums-Veröffentlichung „Returning to Haunted Places“ – man sieht es schon, wieder ein klassisches Gruselthema –, habe ich ein neues Stück geschrieben, welches „Ihr wollt es dunkler“ heißt. Nicht aus Zufall erscheint in diesem Frühjahr eine neue Kurzgeschichtensammlung vom großartigen Stephen King mit dem selben Namen. Eine kleine Verbeugung in die Richtung des großen amerikanischen Meisters ist nie verkehrt. Allerdings habe ich bisher eher selten auf konkrete Stories von anderen Autoren zurückgreifen müssen, weil ich mich stets mit einer Flut eigener Ideen konfrontiert sehe, die das verhindern. Ausnahmen gibt es natürlich, schließlich zählt unsere Krabat-Version „Zaubererbruder“ zu unseren beliebtesten Werken und sind natürlich durch die literarischen Bearbeitungen von Jurij Brězan und vor allem Otfried Preußler haben unbestritten enormen Einfluss auf meine Version der Sage. Eine Kurzgeschichte von meinem lieben Freund Kai Meyer hat mich zu zwei Alben mit dem Titel „Verfallen“ initial inspiriert, eine Geschichte, die mir daraufhin völlig entglitten ist, sowohl in Umfang als auch in Komplexität.
Aber wenn es darum geht, ein Werk zu nennen, das mich am meisten in meiner Arbeit beeinflusst hat, so muss ich den Herrn der Ringe von Professor Tolkien nennen. Aber nicht inhaltlich, sondern vom Umgang mit Sprache und dem Verständnis dafür, wie Herkunft, kollektives Begreifen von Wortklängen und der Geschichte, die die Sprache selbst als zusätzliche Ebene vermitteln kann. In dieser Erzählung steckt so viel mehr, als man auf den ersten Blick erkennen kann, vielleicht ist das ein Grund für den massiven ungebrochenen Erfolg. Den des Herrn der Ringe, versteht sich. Nicht unserer.
Wie entstehen eure Songs in der Regel, ausgehend von einem Riff, spielt ihr einfach los und ordnet dann …?
Bei uns entstehen Songs zuerst bei mir im stillen und dann lauten Kämmerlein mit einer Idee für eine Story, die ich erzählen will. Dann erstelle ich ein Song-Demo unter Zuhilfenahme eines Kompositionsprogramms und Gesang. Im Anschluss verwandelt mein treuer Produzent Lutz das Ganze in richtige Musik, arrangiert und bringt die Musiker anschließend in sein Studio, um ihre Parts einzuspielen.
Was für Emotionen wollt ihr beim Publikum auslösen und weshalb?
Verzückung natürlich! Gibt es auf diese Frage je andere Antworten?
Welches Instrumentarium habt ihr bei euren Aufnahmen zum aktuellen Album genutzt und wieso fiel die Wahl genau darauf?
Nun. Wir lassen uns da durch nichts beschränken. Ich bin der Meinung: Was ein Song braucht, um seine Story zu erzählen, das soll er bekommen. Auch in der Instrumentierung. Wir arbeiten immer mit einem klassischen Rock-und-Metal-Unterbau von Schlagzeug, Bass, Gitarren und Gesang und dann gibt es noch Synthesizer oder Elektronik dazu, manchmal werden auch Orchester-Libraries herangezogen. Und recht häufig mag ein Song auch noch mit einer Violine oder einem Klavier veredelt werden. Auf dem gerade noch aktuellen Studio-Album war der größte Horror für einige Hörer wohl nicht eins der Kurzgeschichtenthemen, sondern der Klang von Blech-Bläsern-Sätzen bei unserem Song „Sandmann GmbH und Compagnie“. Wir sind wohl doch irgendwie Schock-Rocker, haha.