Im Rahmen des 6 Fragen an-Interviewformats konnte ich mit Ferdi und Eddy von der Band Fall Of Serenity sprechen. Wir haben über Einflüsse, Befürchtungen, eigene Songs, Songwriting, Themen in den Texten und einigen mehr gesprochen. Und eine Socke kommt auch vor.
Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?
Eddy: Das ist wahrscheinlich die langweiligste aller möglichen Antworten, aber ich komme nicht umhin hier “Master of Puppets” zu nennen. Wie für sehr wahrscheinlich viele Musiker meiner Generation lieferte dieses Album die nötige Motivation, eine E-Gitarre in die Hand zu nehmen. So auch für mich. Erst einmal infiziert mit dem Zauber dieses Instruments, sind es nunmehr sehr viele Alben, die einen Einfluss auf mich haben und auch hatten. Es sind ehrlich gesagt zu viele Alben, um da detailliert ein paar Beispiele zu picken.
Welcher Song kam positiver bei dem Publikum an, als du erwartest hast? Und wieso hattest du diese Erwartung(en)/Befürchtungen?
Ferdi: Vom neuen Album ist das für mich „Chaos Reign“. Ich spiele darin dieses hohe Lick im Refrain und es gab Zeiten, da hat mich das fast genervt, Außerdem ist „Chaos Reign“, von den Songs auf „Open Wide, O Hell“, der Älteste; den hatten wir auch schonmal vor ein paar Jahren als Demo aufgenommen und vielleicht hatte ich ihn daher schon ein paar mal zu oft gehört. Jedenfalls haben mich die positiven Reaktionen auf den Song im positivsten Sinne erfreut, wenn nicht gar überrascht.
Eddy: Bei mir ist das “Darkness, I Command”. In den bisherigen Rezensionen wird der Track sehr oft lobend herausgehoben. Ich hatte den nicht so auf dem Schirm, weil er recht simpel strukturiert ist. In der Musik ist aber manchmal weniger mehr, wenn der Kontext “richtig” ist.
Gibt es ein Buch/Film, das/der Einfluss auf eure Texte genommen hat? Wenn ja, welches/welcher und wieso (gerade dieses Werk)?
Eddy: Nein, da gibt es kein spezielles Medium. Unsere Texte handeln von Krisen (auch persönliche), Krieg, Ungerechtigkeiten die uns umtreiben und die wir verarbeiten, indem wir diese Themen in “kompatibles” Vokabular zu verpacken versuchen. Wir verarbeiten sehr selten Literatur oder Filme. Zumindest auf „Open Wide, O Hell“ gab es dahingehend keine Inspirationen.
Wie entstehen eure Songs in der Regel, ausgehend von einem Riff, spielt ihr einfach los und ordnet dann …?
Ferdi: Da hat sich mit „Open Wide, O Hell“ für uns einiges geändert. Früher, also bis zur „Crossfire“, entstanden unsere Songs im Proberaum. Einer hatte ein Riff, oder zwei und dann haben wir damit rumprobiert, Schlagzeug und Bass oder was halt noch fehlt hinzugefügt und nach und nach einen Song daraus gemacht. Manchmal hat das auch ein paar Proben gedauert, bis wir zufrieden waren.
Dieses Mal war die Herangehensweise gänzlich anders. Da wir keinen festen Proberaum mehr hatten und inzwischen ziemlich über die Republik verteilt wohnen, trafen wir uns zu Songwriting Wochenenden in einer Hütte irgendwo in der südthüringischen Provinz. Dort haben wir uns dann mit etwas Homestudio-Equipment, Süßigkeiten und Getränken ausgestattet, eingeschlossen und Songs geschrieben. Am ersten Wochenende entstanden so 4 ziemlich fertige Stücke, von denen es am Ende aber doch nur „But Grim Will Follow“ und “Wastelands” auf die Platte geschafft hat. Der Ausgangspunkt war auch hier meistens ein Riff oder eine Melodie, aber auch mal ein Drumbeat, auf dem wir dann gemeinsam aufgebaut haben. Das Arbeiten in der Hütte war äußerst intensiv und zog sich meist bis in die frühen Morgenstunden. Dann kurz schlafen, frühstücken und weiter ging’s. Am zweiten Wochenende, etwa ein halbes Jahr später, war der Erfolgsdruck natürlich entsprechend
hoch – aber auch das lief super.
Was für Emotionen wollt ihr beim Publikum auslösen und weshalb?
Ferdi: Zunächst einmal ist Musik etwas sehr persönliches – für die, die sie spielen, aber auch für die, die sie hören. Insofern ist es schwierig zu sagen, dass wir bestimmte Emotionen auslösen wollen. Dennoch wäre es schön, wenn die verschiedenen Gefühle, die unsererseits in die Songs geflossen sind, auch beim Publikum ankommen. Das wären zum einen die Wut und der Schmerz über die ganze Scheiße, die weltweit passiert, wie das Erstarken autoritärer Regierungen und reaktionärer Einstellungen, die breite Ignoranz gegenüber der Klimakrise und dem grassierenden Antisemitismus. Aber gleichzeitig auch die Zuversicht hinsichtlich der Überwindung ebendieser diversen Probleme. Dies alles steckt in unseren Songs. Und unsere Musik soll dem Publikum möglichst die gleiche Freude bereiten, die sie uns bereitet – das ist besonders Live ein wichtiger Aspekt.
Eddy: Wie Ferdi schon sagt, machen wir Musik in allererster Linie für uns und sind in unserer Bandgeschichte noch nie dem Ansatz gefolgt, bestimmte Emotionen auslösen zu wollen. Ich denke persönlich auch, dass das aufgrund der Vielschichtigkeit aller Individuen ein sehr herausforderndes Unterfangen ist. Wenn wir innerhalb unseres fünfköpfigen Bandgefüges aber eine Akkordfolge oder Melodie als “frostig”, “brutal” oder “catchy” empfinden und das auch so wollten, sind wir fine. Dann klappt das auch bei den Hörenden in einem Maße, das uns zufrieden sein lässt.
Welches Instrumentarium habt ihr bei euren Aufnahmen zum aktuellen Album genutzt und wieso fiel die Wahl genau darauf?
Ferdi: Im Prinzip machen wir hier nichts Besonderes. Wir haben eine klassische Besetzung aus Drums, Bass, zwei Gitarren und Vocals und wir spielen im Studio die gleichen Instrumente wie live. Eddy spielt aktuell Jackson Gitarren, ich Schecter und LTD, Eik spielt einen Ibanez Bass und Werner Cube Drums und Samsun Cymbals. Alle ganz normaler Kram. Beim Songwriting haben wir programmierte Drums verwendet – das ist eine echte Erleichterung, wenn du in einer Waldhütte sitzt, um zu komponieren. Ein Detail, das mir zum Thema „Fine-Tuning“ einfällt, ist vielleicht die „Solo-Socke“, die ich mir bei Lead- oder Soloaufnahmen um den Sattel binde, um Störgeräusche zu unterdrücken. Live mache ich das freilich nicht.
Eddy: Aufgenommen wurde das ganze Saiteninstrumentarium dann zu einem Großteil bei mir in meinem kleinen Studio. Drums haben wir bei Fabian Hildebrandt im Eisensound Studio natürlich in real aufgenommen. Die waren dann auch die Grundlage für DI Tracks, die dann auch wiederum bei Fabian durch Amps und Boxen gejagt wurden. Dort auch nichts Spezielles. Peavey 6505+ und Mesa Boogie, Marshall Cabs. Und ja, die Socke kam auch bei meinen Leads zum Einsatz ;).