Mit Eonian ist am 4. Mai 2018 das neue Dimmu Borgir-Album erschienen. Sieben Jahre war es still um die Band und nun zum 25-jährigen Bandjubiläum gibt es wieder etwas auf die Ohren. Das Band-Line-Up liest sich wie folgt Shagrath am Gesang, Silenoz an der Rhythmusgitarre und Galder an der Leadgitarre.
Das Vorgängeralbum ist mir, sollte ich es gehört haben, nicht mehr in Erinnerung geblieben. Was schlecht ist, wenn man Vergleiche ziehen möchte, gut, wenn man allerdings objektiv bleibt. Schlecht, sollte ich es gehört haben, ist mein Gedächtnis im Eimer oder mir hat es nicht zu gesagt. Zu den positiven Punkten fällt mir nichts mehr ein, außer die Objektivität.

Eonian ist das mittlerweile zehnte Album der Black Metal Band aus Norwegen, die sich nach einer isländischen Gletscherformation namens Dimmuborgir benannt haben. Was wiederum so viel bedeutet wie Schwarze Burgen oder Schwarze Städte. Das Engineering zu Eonian kommt von Jens Bogren und wurde in den Fascination Street Studios vollzogen. Das Artwork stammt wiederum aus der Feder von Zbigniew M. Bielak.
Als Schlagzeuger war während der Aufnahmen Daray dabei, als Keyboarder wurde Gerlioz genommen. Die Chorarrangements kamen erneut von Gaute Storaas, welche die Band zusammen mit dem Schola Cantrum Chor umsetzte. Thematisch setzt man sich auf dem zehnten Album Eonian mit der Illusion der Zeit als auch mit dem Konzept des Luziferianismus auseinander. Irgendwie ist weder das eine, noch das andere sonderlich überraschend. Ohne Texte vom Album, die ich studieren kann, fehlt es hier an einer Beurteilung zur Umsetzung.
“Zeit kann nicht definiert werden, wenn wir uns dem Konstrukt nicht nähern, an das wir gewöhnt sind – sie ist eine reine Illusion”, erklärt Gitarrist Silenoz. “Es gibt nur ein ‚ewiges Jetzt‘, auf das der Albumtitel hindeutet. Wenn wir zwischen den sichtbaren und unsichtbaren Welten reisen, hört die Wahrnehmung der Zeit auf zu existieren, sie hat keinerlei Funktion mehr. Unsere mentale Energie ist die Fackel und unser Kompass auf dieser Reise – und wenn wir unseren eigenen Schleier der Wahrnehmung vor unserem Auge zerreißen, sind wir in der Lage, alles hinter uns zu lassen und in neue Welten vorzudringen.”
Eine konkretere Aussage wollte Silenoz nicht werden. Grund ist der oft genutzte und wahrlich ausgelutschte, dennoch auch gleichzeitig berechtigter: Der Hörer soll die Möglichkeit haben im Interpretationsraum auch Platz für eigene Gedanken zu finden.
“»Eonian« spielt auf die Illusion der Zeit an, alles was ist und stets sein wird. Außerdem steht es für das 25-jährige Bandjubiläum, sodass wir mit diesem Album unserer eigenen Vergangenheit Tribut zollen und ebenso auch der allgemeinen norwegischen Black Metal-Geschichte”, fügt Shagrath hinzu.
Zum Songwriting wissen zwei Mitglieder noch folgendes zu sagen: “Einige der Songs auf diesem Album wurden 2012 geschrieben. Wir haben alle unsere eigenen Pre-Production-Studios und schreiben demnach separat, anfangs ohne zu viel Kommunikation untereinander. Über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren sammeln wir unsere Ideen und kommen dann zusammen und versuchen gemeinsam, das Beste aus dem Material herauszuholen. Manchmal kann das ziemlich schwierig sein, weil wir unterschiedliche Geschmäcker und Meinungen haben – aber das macht es auch für den Hörer interessanter, da wir Musik machen wollen, die einem das Gefühl gibt, nicht zu wissen, was hinter der nächsten Ecke lauert.”
Silenoz stimmt zu: “Die größte Herausforderung besteht darin, das innere Biest zurückzuhalten. Manchmal ist man von seinen Ideen so getrieben, dass man leicht vergisst, wie man sich dem Untier nähern muss, ohne es zu wecken, denn es könnte ausbrechen und vollkommen unkontrolliert toben.
Eigentlich ist es sinnlos zu glauben, dass man Kunst jemals kontrollieren könnte… Es ist, als würde man mit einem Seil um die Hüfte in die Höhle eines Löwen gehen, für den Fall, dass man schnell herausgezogen werden muss. Da wir auch als Produzenten für unser eigenes Material fungieren, müssen wir uns oft zwingen, unser Material von außen zu betrachten. Dies ist ein weiterer herausfordernder Teil des Songwriting-Prozesses, weil du erst so viel Herzblut von dir einfließen lässt und dann anfangen musst, Dinge radikal wegzuhacken. Loslassen kann manchmal sehr hart sein, aber nur wenn wir aus uns selbst heraustreten und direkt in das Maul des Biestes starren, können wir herausfinden, womit wir es als nächstes füttern müssen.”
Das wirkt schon so als wäre das durchdacht, was hier textlich mitgeteilt wird. Als Beispiel kann hier Archaic Correspondence herhalten. Der Song fängt interessant an und bekommt schon zu Beginn durch die Tastentöne einen gewissen Ohrwurmcharakter. Und so geht es hier relativ häufig zu. Die orchestralen Momente, die Chorpassagen und der eigentümlich Klang den die Band mit einbringt, klingt wohl arrangiert und wohlklingend. Gleichzeitig hat das nichts mehr, für die Puristen unter den Black Metallern, mit dem rauen Klang der Anfangszeit zu tun. Warum sollte man das als populäre Band auch tun, wenn man andere Mittel hat, die dem, was einem vorschwebt näher kommen und den Künstler zufriedener zurücklassen als der raue Klang es je vermögen wird? Genau, würde ich auch nicht machen wollen. Gutes und interessantes Album von der norwegischen Band.